Impfen in Coronazeiten

Was darf jetzt nicht vergessen werden...

Frühjahrszeit ist Babyzeit!

 

Viele von Ihnen erfreuen sich derzeit zu Hause an dem großen TierbabyGlück. Herzlichen Glückwunsch dazu!

 

Und wie den allermeisten von Ihnen bekannt sein wird, kommt es bei  Nachwuchs früher oder später zu den üblichen, medizinischen Maßnahmen: Entwurmen (manchmal auch Entflohen), Impfen, Chippen, EU Ausweise fertig machen…

 

Nun befinden wir uns derzeit, trotz aktuell gelockerter Maßnahmen, durch die Coronapandemie in einer besonderen Situation. Viele von Ihnen gehören zu einer Risikogruppe oder haben Kontakt zu solch einer. Daher ist der Weg zu Tierarzt für viele von Ihnen wünschenswert vermeidbar.

 

Ich bitte Sie allerdings herzlichst darum, den richtigen Zeitpunkt zum Entwurmen und Impfen nicht zu verpassen. Schieben Sie diese notwendigen Behandlungen bitte nicht eigenmächtig auf!

Bei vielen von Ihnen ist ein späterer Impfzeitpunkt für Ihre Jungtiere u.U. denkbar, sollte aber dringend mit einem Tierarzt abgesprochen sein, um das individuelle Infektionsrisiko zu bestimmen.

 

Bedenken Sie hierbei bitte auch, dass es über die zu impfenden Krankheiten, bei Hund, Katze und Kaninchen, auch noch andere Infektionen gibt, die ein Tier schwächen können, so dass es auch für unüblichere Infektionen stärker gefährdet ist. Ob Covid hierbei auch eine „schwächende“ Rolle einnehmen kann, ist nach aktueller Lage eher unwahrscheinlich. Da aber, insbesondere Katzen eine gewisse Empfänglichkeit zu haben scheinen, halte ich hierbei eine immunologische Beeinträchtigung nicht für ausgeschlossen.

 

Ich möchte Sie noch einmal eindringlich daraufhinweisen, sich bei Informationen zu Covid vorrangig auf die Informationen der einschlägigen Institute wie z.B. denen des Robert-Kochs, zu verlassen.

 

Und zu guter Letzt eine Anmerkung, die jene von Ihnen, die sich bereits als Stammkunde von mir empfinden können, sicherlich schon gehört haben:

Ich bin kein 100%iger Impffreund, auch ich sehe durchaus Probleme, die bei falsch durchgeführten Impfungen oder völliges „Überimpfen“ zustande kommen können. Grundsätzlich halte ich die üblichen Impfungen bei Hund und Katze, die immer individuell zu ermitteln sind, aber als mehr sinnvoll als schädlich (wenn sie korrekt durchgeführt werden).

 

Wie auch ich, mussten viele von uns Tierärzten, schon Hunde mit Parvovirose oder Katzen mit Katzenschnupfen betreuen. Das ist kein schöner Anblick und gerade die Parvovirose geht oft nicht sonderlich gut aus.

Nicht zu vergessen sei hierbei auch, dass wir auch gegen Krankheiten impfen, für die auch der Mensch empfänglich ist. Obwohl ich persönlich, ein viel höheres Risiko bei dem Befall von zoonotischen Parasiten sehe, darf man Leptospirose und Tollwut (so selten sie auch vorkommen mögen) nicht wegreden.

 

Sollten Sie dieses Jahr die Impfungen Ihrer Jungtiere nach hinten stellen, halte ich es durchaus für möglich, dass dies in den nächsten Monaten zu höheren Infektionsraten führen könnte. 

 

Ansonsten, wie gehabt:

Eine Impfung ist nur so gut, wie der Impfstoff und die richtige Anwendung. Dazu gehört auch, dass das Tier zum Impfzeitpunkt gesund ist. Daher ist eine Entwurmung bzw. eine rechtzeitige Kotuntersuchung neben einer Untersuchung vor einer Impfung notwendig.

 

Bedenken Sie bitte auch:

Sollte Ihr Tierbaby an einer der genannten Infektionskrankheiten erkranken und genesen, ist das nur die halbe Miete. Bei der Therapie müssen in den allermeisten Fällen auch hochdosiert Antibiotika verabreicht werden, teilweise mit knochenschädigender Wirkung sowie Kortisone. Aber selbst wenn die üblichen Nebenwirkungen ausbleiben, kommt es nachträglich zu einem Problem, dass für mein Empfinden immer noch den meisten Besitzern und auch Ärzten nur eingeschränkt bewusst ist. Wir verursachen mit jeder Antibiose eine Veränderung in der Zusammensetzung der Darmbakterien. Spätestens nach „Darm mit Charme“ wissen Sie, welchen Einfluss ein intaktes Darmsystem auf die Gesundheit hat sowohl bei Mensch als auch Tier. Ein „Baby“ muss diesen Darmbesatz und sein Immunsystem, welches damit verknüpft ist, zunächst erst aufbauen. In dieses empfindliche System gleich zu Beginn einzugreifen, kann nicht ohne Folgen bleiben.

 

Demnach  überlegen Sie sich bitte gut, wie Sie den neuen Nachwuchs in Coronazeiten versorgen lassen und denken Sie an die notwendigen(!) Impfungen.

 

Ihnen viel Freude an Ihren (neuen) Lieblingen, passen Sie auf sich und Ihre Schützlinge auf!

 

Ihre Tierärztin

Jennifer Geiseler